Schüler wählen ihren eigenen Bundestag

Gaal-Müritz – Den Bundestag erst mit 18 wählen? Das dauert den Schülern der privaten „Greenhouse – School“ in Graal-Müritz entschieden zu lang. Ihre Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe ist eine von 89 Schulen in MV, die an der bundesweiten „Juniorwahl 2013“ teilnimmt. Und die besteht aus deutlich mehr, als nur zwei gesetzten Kreuzen.
Wochenlange Unterrichtsvorbereitungen inklusive einer Einführung in das politische System Deutschlands, quer gelesenen Wahlprogrammen und sogar Wahlkampfanalysen liegen hinter den kompetenten Juniorwählern. „Uns war wichtig, dass unsere Schüler mitnehmen, wie wichtig es ist, wählen zu gehen“, erklärt Ulrike Laube, die verantwortliche Lehrerin für das Juniorwahl-Projekt. Sie ist begeistert, wie die Schüler das Projekt annehmen. „Manche Eltern berichten, wie ihre Kinder mit ihnen, plötzlich über politische Inhalte sprechen wollen“, erzählt Laube und präsentiert eine Informations-Pinnwand mit Zeitungsartikeln und Unterrichtsmaterialien der Bundeszentrale für politische Bildung, die sie gemeinsam mit ihren Schülern im Unterricht zusammengestellt hat.
Gestern war die Wahl das große Thema für die Schüler. So fallen auf Schulhof und Korridoren häufig Parteinamen und ebenso Zitate aus Wahlprogrammen. Auch Julius Abert (15) ist vom allgemeinen Politik-Fieber infiziert.
Der Jugendliche ist Wahlvorsteher und damit hauptverantwortlicher Wahlhelfer. „Bevor man seinewahlgang Stimme abgibt, muss man sich wirklich tüchtig informieren“, bekräftigt der Zehntklässler. Außerdem wurde ihm bewusst, wie aufwändig die Organisation einer Wahl ist. Denn die simulierte Bundestagswahl in der Schule kommt den echten Abläufen so nah wie möglich. Zunächst müssen Wählerverzeichnisse angelegt werden, damit jeder Schüler seine Wahlbenachrichtigung erhalten kann. Kabinen, Urnen und Stimmzettel müssen vorbereitet und die Wahl schließlich auch dokumentiert werden. Schriftführerin Michelle Meiburg (13) sowie Sebastian Kreusch, Jonas . Grützmacher und Nick Martienß. (alle 15) nehmen sich dieser Aufgaben an.
„Auf die Auswertung waren unsere Schüler dann am meisten gespannt“, berichtet Ulrike Laube schon am Nachmittag. Nicht wenige zählten nach der regulären Unterrichtszeit noch Stimmzettel aus und zogen Bilanz: Von 102 vergebenen Stimmen entfielen 44, und damit die meisten, auf Peter Stein (CDU). Auch insgesamt schnitt die CDU bei den Junioren am besten ab (41 Stimmen). Mit größerem Abstand folgt mit Michael Slobidnyk (16 Stimmen) von der Piratenpartei (18 Stimmen) eine richtige Überraschung. SPD, Linke und Grüne ziehen mit jeweils 8 Zweitstimmen noch knapp in den Bundestag ein, und die NPD wählte niemand.
Mit dem Ergebnis seien die Greenhouse-Schüler auch ganz zufrieden, erzählt Ulrike Laube glücklich. Sie ist froh, ihren Schützlingen etwas fürs Leben vermittelt zu haben und spendiert ihren fleißigen Wahlhelfern noch ein Eis.

seb-k
„Ich finde es schlimm, wie Steuergel- der manchmal so verschwendet werden.“
Sebastian Kreusch (15), 10. Klasse

michelle-m„Alle sollten wählen. Wer nicht wählt, darf sich später nicht beschweren“ Michelle Meiburg (13), 8. Klasse

„Auf meine erste richtige Wahl bin ich jetzt wirklich gut vorbereitet.“ Joe Kuhlmann-Jabs (14), 8. Klasse

„Es war interessant, Einblick in die Erwachsenenwelt zu bekommen.“ Nele Karsten (13), 8. Klasse

Quelle: OZ vom 13. September 2013


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