Sozialkunde – Klasse 9 – Im Namen des Volkes

Wie läuft eine Gerichtsverhandlung in der Realität ab?  Wie werden Vernehmungen durchgeführt? Diese und andere Fragen interessierten die Schüler, die im Rahmen des Sozialkundeunterrichts Verhandlungen am Amtsgericht Rostock beiwohnten.

Mucksmäuschenstill war es im Gerichtssaal, als der Angeklagte in Fußfesseln und Handschellen den Verhandlungsraum betrat. Alle warteten gespannt auf den Richter und seine zwei Schöffen. Was wird dem Angeklagten vorgeworfen? Warum muss er so streng bewacht werden? Das klärte sich umgehend, als der Staatsanwalt die Anklageschrift vortrug. Zweimalige Körperverletzung und der Versuch der Bedrohung, so lauteten die Vorwürfe. Äußern wollte sich der Angeklagte nicht, still und scheinbar gelassen nahm er an der Verhandlung teil.  
Auch ein Polizist, der nach der Tat  zum Tatort gerufen worden war,  konnte kaum Licht ins Dunkle bringen. Klar wurde der Tathergang, als das Opfer den Zeugenstand betrat. Verärgert über die Bitte seiner Freundin, ihm im Haushalt zu helfen, hatte der Angurteileklagte diese in leicht alkoholisiertem Zustand an den Armen
geschüttelt, gegen eine Wand gedrückt und mit der Faust gedroht; einige Tage später hatte er sie  zu Boden geschubst, so dass sie einige Blutergüsse davontrug.
Nach seiner Inhaftierung schrieb der Angeklagte seiner Freundin einen Bittbrief – sie sollte positiv über ihn aussagen.
An dieser Tatdarstellung des Opfers gab es keinen Zweifel, selbst Verteidiger und Angeklagter stimmten zu. Nach den Schlussplädoyers von Staatsanwalt und Verteidiger konnte nach kurzer Beratung das Urteil – 2 Jahre und 2 Monate Haft ohne Bewährung – verkündet werden.
Erstaunt waren die Schüler über den  „trockenen“  und unspektakulären Ablauf der Verhandlung in einem nur kleinen Gerichtssaal – er entsprach überhaupt nicht den Erwartungen, wie sie durch  Darstellungen der Medien geweckt worden waren.


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