„Was mich bewegt“ – Holocaust-Überlebende zu Gast

Erinnern und nicht vergessen, hinschauen und authentisch lernen, sind u.a. die Inhalte unseres neuen Projektfaches „Alltag im Nationalsozialismus“ in Klasse 10E. Nach einem großen Erfolg unseres Theaterstücks „Die Reise“ im letzten Schuljahr und schon fast zur Tradition gewordener Fahrten der Gymnasiasten nach Ausschwitz und Krakau haben wir in diesem Jahr dieses Projektfach als festen Bestandteil im Stundenplan initiiert. Ziel ist die sinnvolle Vereinigung von Unterrichtsfächern (hier Deutsch, Geschichte, Kunst und Darstellendes Spiel) und somit die Überwindung von Grenzen zwischen diesen.

Im Rahmen dieses Projektfaches dürfen wir am Dienstag, dem 23.10.2018, einen besonderen Gast an unserer Schule begrüßen. Frau Rahel R. Mann, Holocaust-Überlebende, liest aus ihrem Buch „Uns kriegt ihr nicht“.

Offizielle Pressemitteilung:

„Der SS-Mann schubste die Frau mit dem Gewehrkolben vorwärts. Sie war wie erstarrt und drückte ihr weinendes Baby an sich. Da riss er ihr das Kind aus dem Arm und schleuderte es gegen die Hauswand, bis es keinen Laut mehr von sich gab. Ich war ja noch klein, versteckte mich am Fenster hinter der Gardine. Da fiel mein Blick auf die Hauswand gegenüber. Auch da drückten sich Leute die Nasen an den Fenstern platt. Aber das waren Erwachsene! Warum tun die denn nichts? Warum schreien sie nicht und laufen runter und helfen? Ich verstand das alles nicht.“ Rahel R. Mann war vier oder fünf Jahre alt, als sie diese Szene – selbst geschützt in der Wohnung einer Hauswartsfrau – erlebte. Später versteckte dieselbe Hauswartsfrau die inzwischen Siebenjährige über Monate im Keller, versorgte sie fast bis zum Kriegsende mit etwas Nahrung, bis russische Soldaten im Mai 45 das halb verhungerte Kind fanden.

Im Frauenkulturverein „Die Beginen“ ist am Dienstag, den 23. Oktober 2018, Rahel R. Mann aus Berlin in der Reihe „Was mich bewegt“ zu Gast. Die Holocaust-Überlebende spricht über ihre Erlebnisse in der Zeit des Faschismus ebenso wie über die Zeit danach.

Foto: privat

Neben der Gesprächsrunde bei den „Beginen“ wird Rahel R. Mann sich an drei Schulen in der Region mit Jugendlichen treffen. Am Dienstagvormittag stellt die 81-jährige Elft- und Zwölftklässlern der Greenhouse-School Graal-Müritz das Buch „Uns kriegt ihr nicht: Als Kinder versteckt – jüdische Überlebende erzählen“ von Tina Hütte und Alexander Meschnig vor, in dem auch ihre eigene Geschichte zu finden ist. Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich derzeit mit dem Alltag im Nationalsozialismus. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Veronica Artigas Oddó haben sie ein Theaterstück zum Thema erarbeitet.

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Am Dienstagabend um 19.00 Uhr findet dann die Gesprächsrunde bei den „Beginen“ im Heiligengeisthof 3 (Eingang Faule Grube) statt, zu der alle Interessierten sehr herzlich eingeladen sind.

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Seit vielen Jahren veranstaltet die Zeitzeugin Rahel R. Mann im Rahmen der Ausstellung „Wir waren Nachbarn“ im Schöneberger Rathaus in Berlin am ersten Montag des Monats Lesung und Gespräch, um die Auseinandersetzung mit den Themen Faschismus, Antisemitismus, Autoritätshörigkeit und Selbstbestimmtheit zu befördern. Während so einer Lesung war über die Rövershägener Lehrerin Petra Klawitter der Kontakt nach Mecklenburg-Vorpommern entstanden.

Nachtrag und Bericht:

Am 23.10.2018 fand im Rahmen des Projektes „Leben im Nationalsozialismus“ von 10:00-11:30 Uhr ein Zeitzeugengespräch mit der Holocaustüberlebenden Rahel Renate Mann in unserer Schule statt.

Frau Mann erzählte uns von ihrem Leben im Nationalsozialismus und ihrem weiteren Werdegang nach dem Ende des 2. Weltkrieges 1945. Dazu hat Sie u. a. Auszüge auf dem Buch „Uns kriegt ihr nicht: als Kinder versteckt – jüdische Überlebende erzählen“ vorgelesen.

Besonders beindruckt hat uns nicht nur die Lebensgeschichte von Frau Mann, sondern auch ihre Ansichten und Einstellungen über das Leben allgemein. Wir haben Frau Mann als eine freie, weise und erfahrene Frau erlebt, die für uns alle ein Vorbild geworden ist.

Wir bedanken uns bei Frau Mann für das einmalige Erlebnis und freuen uns auf ein Wiedersehen im Schuljahr 2019/20.

Foto: privat


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https://greenhouse-school.de/2018/10/22/was-mich-bewegt-holocaust-ueberlebende-zu-gast/