Jugend erinnert

„Wir wollen vor allem jüngere Menschen dazu bewegen, Gedenkstätten zu besuchen“. So lautet die Vereinbarung im Koalitionsvertrag der beiden großen Parteien CDU und SPD. Auch an der Greenhouse School steht eine authentische und nachhaltige Beschäftigung und Begegnung mit der Zeit des Nationalsozialismus im Vordergrund.

In den zwei vergangenen Jahren reisten Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Geschichtsunterrichts nach Auschwitz und Krakau. Dort besuchten sie Gedenkstätten und Orte der Erinnerung. In diesem Zusammenhang kamen die Jugendlichen in direkten Kontakt mit Ereignissen aus unserer Geschichte. Darüber hinaus sprachen sie mit Zeitzeugen und beschäftigen sich mit der regionalen Geschichte dieser Zeit durch beispielsweise Exkursionen ins Max-Samuel-Haus nach Rostock. Die authentische Identifizierung ist nachhaltiger als jede betrachtete Lehrbuchseite, der Besuch vor Ort eindrucksvoller und emotionalisierender als jedes abgedruckte Foto.

Aus dieser Idee heraus entstand in diesem Schuljahr ein Projektfach für unsere gymnasiale Klasse 10, welches durch Stunden aus den Fächern Deutsch, Geschichte, Kunst und darstellendes Spiel gebildet wird. Die Schülerinnen und Schüler erlernen im Rahmen dieses Faches „Alltag im Nationalsozialismus“ nicht nur Faktenwissen über diese Zeit, sie üben sich darüber hinaus noch im vernetzten, fächerübergreifenden, themengebundenen Arbeiten – eine grundlegende Voraussetzung für ein lebenslanges Lernen.

Durch das geförderte Programm der Gedenkstättenfahrten war es auch unseren Jugendlichen möglich, Orte der Erinnerung zu besuchen und die Fahrten nach Polen anzutreten. Ende Januar luden Bundesaußenminister Heiko Maas und Bundesfamilienministerin Franziska Giffey Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland zu einem Erfahrungsaustausch nach Berlin ein. Unsere Schule machte sich mit sechs Jugendlichen aus den jetzigen Klassen 11 und 10E und ihren Begleitlehrern auf die Reise in die Landeshauptstadt.

Am Abend des 28. Januars erfolgte zunächst ein Erfahrungsaustausch unter den Jugendlichen der einzelnen Schulen. Im Mittelpunkt standen die Gedenkstättenfahrten, Erlebnisse, Eindrücke, Emotionen und die vielfältige Gestaltung und Präsentation des Erlebten. Die zentrale Frage hierbei war: Was hat die Fahrt mit dir gemacht? Was hat sich in deinem Leben, in deinem Denken seither möglicherweise verändert? Interessant war es zu sehen, wie die Schulen ihre Erlebnisse in ganz unterschiedlicher Form zu einer Präsentation geführt haben.

Unsere Schule berichtete von der Verarbeitung des Gesehenen im Rahmen einer Fotogalerie, verbunden mit eigens verfassten Texten, und durch Erarbeitung, Inszenierung und Aufführung des Theaterstückes „Die Reise“, von welchem wir bereits Ende des letzten Schuljahres berichteten.

Der wohl aufregendste Tag war dann Dienstag, der 29. Januar. An diesem Tag stand die Präsentation der Ergebnisse vor den beiden Ministern an. Sowohl Frau Giffey als auch Herr Maas ließen im Vorfeld ankündigen, dass sie gern mit den Jugendlichen allein ins Gespräch kommen wollten, um deren Erfahrungsberichte zu hören, aber auch um in einen persönlichen Austausch zu treten. Beide nahmen sich mehr Zeit als geplant, um sowohl die Präsentationen in Ruhe zu betrachten und den Ausführungen der Jugendlichen zu lauschen als auch für die anschließende Gesprächsrunde.

Abschließendes Gruppenfoto mit den Ministern

Auch im Anschluss der Veranstaltung und dem Gang hinaus ins Stelenfeld des Denkmals für die ermordeten Juden Europas zeigten sich die Minister offen für Fragen auch aus anderen politischen Themenbereichen. Es wurde angekündigt, dass die Fördermittel für die Gedenkstättenfahrten steigen werden, um somit einer größeren Anzahl an Jugendlichen Gedenkstättenfahrten zu ermöglichen.

Mit vielen Eindrücken, Ideen und einer Menge Fotos kehrten die Jugendlichen mit ihren Begleitlehrern wieder zurück nach Mecklenburg-Vorpommern. Bereits im April fahren Schülerinnen und Schüler im Rahmen des eigens etablierten Projektfaches wieder nach Polen, um Vergangenem zu begegnen, nachhaltige Eindrücke zu erlangen und nicht zu vergessen.

Wir danken dem Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund für die Möglichkeit und Organisation der Begegnung und natürlich ebenfalls den beiden Ministern für die Zeit und die Möglichkeit des Erfahrungsaustausches und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen in der Landeshauptstadt Berlin.


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