Ein Blick hinter die digitalen Kulissen

Ein Blick in einen Klassenraum der Greenhouse School sah in den letzten Wochen typischerweise so aus: Er war recht leer. Die Stühle blieben hochgestellt. Vorn am Lehrertisch hatte ein einsamer Kollege seine Technik aufgebaut – mindestens ein Tablet oder Notebook, oft noch Kopfhörer, manchmal noch weitere Mittel, um in einer Videokonferenz zu seinen Schülern zu sprechen und ihnen den Unterrichtsstoff zu vermitteln.

Bereits zwei Tage vor Beginn der Weihnachtsferien wurde es in der Greenhouse School wieder spürbar stiller im Schulgebäude am Ostseering. Dafür glühten die Drähte ins Internet umso heißer. Denn auch Schüler und Lehrer der integrierten Gesamtschule in Graal-Müritz waren vom Lockdown betroffen. Mit der vom Land angeordneten Aufhebung der Präsenzpflicht an Schulen wechselten die Siebt- bis Zwölftklässler komplett in den Distanzunterricht und wurden von den Lehrern fortan online beschult.

Für die Kinder der fünften und sechsten Klassen blieben die Schultüren offen. Familien ohne Betreuungsmöglichkeit zuhause konnten ihren Nachwuchs auch weiterhin in die Schule schicken. Für die Lehrer dieser Klassen hieß das, auf Hybridunterricht umzustellen. Die Kinder im Klassenraum und ihre Mitschüler zuhause wurden also gleichzeitig von ihrer Fachlehrkraft unterrichtet. Denn anders als im ersten Lockdown im Frühjahr, als sich die Vermittlung des Unterrichtsstoffes noch stärker an einem Wochenplan orientierte, wurde das Konzept zum Distanzunterricht so angepasst, dass die Rhythmisierung – also die zeitliche Einteilung der Unterrichtsstunden und Pausen an einem Schultag – auch zuhause beibehalten werden konnte. Der Unterricht fand eins zu eins nach dem gewohnten Stundenplan statt, nur eben online im virtuellen Klassenraum. Die Vorteile: die Tagesstruktur blieb für die Heranwachsenden erhalten und der unmittelbare Austausch zum Lernprozess zwischen Schüler und Lehrer in Videokonferenzen besser möglich.

Mit Erleichterung stellten das Kollegium fest, dass sich die Schülerinnen und Schüler von Anfang an nahezu vollzählig in den virtuellen Klassenräumen einfanden und auf diese Weise der Unterricht fortgesetzt werden konnte. Dies ist nicht zuletzt auch den Familien zu verdanken, die dies für die Kinder und Jugendlichen zuhause möglich machen, mit der nötigen technischen Ausstattung und einer ruhigen am schulischen Zeitplan orientierten Rückzugsmöglichkeit. Vielen Dank für diese Unterstützung!

Die Schüler selbst kommen ihren eigenen Angaben zufolge mit der Situation gut zurecht. Einige fühlen sich sogar ungestörter und konzentrierter. Anderen fällt es mitunter schwerer, ihre Aufmerksamkeit auf den Unterricht zu lenken. Zu groß sei die Versuchung, sich durch Streamingdienste oder Computerspiele ablenken zu lassen, meint zum Beispiel Lion. Dennoch könne man gut lernen, so der Achtklässler. Emmi aus der 7. Klasse schätzt ein: „Es läuft gut. Wir kommen gut weiter mit dem Stoff.“ „Das mit dem Lernen ist alles gut“, sagt auch Joanna. Wie viele andere fühlt sie sich jedoch ausgebremst, wenn es bei der Datenübertragung im Internet zu Störungen kommt. Aber generell funktioniere es gut, so die Neuntklässlerin.

Mittlerweile ist es auch in den oberen Etagen des Schulgebäudes wieder etwas lebendiger geworden. Die Abschlussklassen nutzen die Möglichkeit, sich im Präsenzunterricht auf ihre bevorstehenden Prüfungen vorzubereiten. Wie die Schülerinnen und Schüler der Orientierungsstufe müssen nun auch sie seit Anfang des Jahres Mund-Nase-Bedeckungen während des Unterrichts tragen.

Für viele Kinder und Jugendlichen ist die Schule jedoch nicht nur ein wichtiger Lernort, sondern auch ein Ort des sozialen Miteinanders, den viele vermissen. Sollte die Kinder und Jugendliche etwas bedrücken oder anderweitig Redebedarf bestehen, so bietet unsere Schulsozialarbeiterin Gina Dembowski auch weiterhin ihr offenes Ohr an. Ihre „pädagogische Online-Insel“ ist am besten mit einer E-Mail zu kontaktieren. Auch Telefonate und Videokonferenzen können mit ihr so vereinbart werden.

SB

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